Durch das wilde Bergland der Ogliastra

Ja, die Strände von Sardinien gehören mit zum Besten, was die Insel zu bieten hat. Aber neben der Küste ist da auch das schwer zugängliche Bergland, in das sich die Menschen vor der Bedrohung durch Seeräuber, wechselnde Besatzer und Invasionsheere zurückzogen haben und das ihnen Schutz und eine Heimat bot, was über jahrtausendende zugleich die Menschen und das Land prägte. Dies fängt an mit der bis heute weiterhin kaum erforschten Kultur der  Nuraghier, von denen nur mehr die Ruinen von Festungstürmen, Wehranlagen oder Heiligtümern über die Insel verstreut zu finden sind, und führt zu den heutigen Kulturlandschaften und Bergdöfern.  Das Hinterland der Ogliastra im felsigen Herzen von Sardinien ist solch eine abgelegene Region, in der neben den Ziegen einer bewegten Geschichte auch noch wilde und ursprüngliche Landschaften zu finden sind.

Meine Tagestour führte von der Küste bei Torre di Bari durch die südlichen Ausläufer des Gennargentu-Gebirges mit Blick auf das bis zu 1834 m hohen Dach von Sardinien. Über Lanusei fuhr ich an den Stausee Lago Alto di Flumendosa, wo ein unscheinbares und nicht ausgeschildertes Strässchen nach Westen in die karstigen Macchiahügel abbiegt. Es  ist zwar durchgehend asphaltiert, doch je mehr Kilometer ich mich von der Abzweigung entferne, desto grösser werden die Schlaglöcher und enger wird die Fahrbahn, weil die Strassenrände mehr und mehr von Gras und Gebüsch überwuchert werden.  Die Strasse gewinnt kurvenreich – wie sonst – an Höhe und führt bald durch dichte Steineichenwälder, über denen die senkrechten Felswände der Nordabbrüche der Tafelberge des Monte Tonneri (1.323 m) ragen.

Besonders fällt die schlanke Felsnadel des Monte Perda Liana (1.293 m) ins Auge. Die bizarren Kalkfelsen auf der südlichen Talseite stehen im Gegensatz zu den schieferigen Hügelrücken des Gennargentu-Gebirges, das sich nach Norden mit dem Monte Terralba (1.552 m) und der Punta La Marmora (1.834 m) erhebt. Kurz vor dem Pass Genna é Medau (991 m) liegt eine alte Nuraghenfestung strategisch günstig mit einem weiteren Panorama über das gesamte Tal, so dass ich die bisherigen Verlauf der Fahrt nochmals aus anderer Perspektive nachvollziehen kann.

Nach einer ausgiebigen Rast folge ich der Strasse, die sich nun in südlicher Richtung hinunter nach Seui bzw. Ussássai windet, dabei stosse ich wieder auf die Trasse der Schmalspurbahn des Trenino Verde, welche das Bergmassiv im Süden umfährt. Schliesslich folge ich der SS198 hinunter zum Bergdorf Ulássai, wo mich mich weitere Höhepunkte wie die Grotte oder die Weberei-Kooperative Su Marmuri erwarteten.

Mehr Bilder in der Galerie ‘Sardinien’.

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  1. […] den hier so markanten Tafelbergen aus karstigem Kalkgestein, die man tonneri und tacchi nennt, und die Ruinen einer Nuraghenfestung am Pass Genna e Medau erkundet haben, erreichten wir schliesslich am Nachmittag das Bergdorf Ulássai im Tal des Riu […]

  2. […] in Verbindung zur einige Kilometer entfernten Ortschaft Gairo Cardeddu, die von Bewohnern aus dem bergigen Hinterland der Ogliastra gegründet wurde, nachdem deren ursprünglicher Heimatort Gairo beineinem Bergrutsch fast […]

  3. […] Planargia-Strand nach Arbatax und bis zur Hochebene Su Golgo bei Baunei, dem Supramonte-Gebirge und den Tafelbergen im Hinterland bei Ulássai. Die östliche Ausläufer reichen bis an die Küste und bidldeneine dramatische Kulisse für den […]

  4. […] Strände zwischen zerklüfteten, roten Porphyrklippen. Im dünn besiedelten Hinterland locken die wilden Bergregionen des Supramonte und Gennargentu, wo wunderschöne Landschaften, einladende Bergdörfer mit gastfreundlichen Bewohnern, kulturelle […]

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