Durch die abgeschiedene Bergwelt des Cilento

Das Hinterland des Cilento hat sich eine wilde Ursprünglichkeit bewahrt und war schon immer ein Rückzugsgebiet, für die Bevölkerung als Schutz vor Seeräubern und Invasoren, für Räuber, für politisch Verfolgte im Kampf gegen die Regierenden und für viele Tiere und Pflanzen vor Jagd, Ackerbau und Viehzucht durch den Menschen. Auch heute noch ist die Region zwischen dem Vallo di Diano und der Küste nur schwerlich auf engen und kurvigen  Straßen zu erreichen und bleibt dem wachsenden Tourismus entlang der Küste noch außen vor.

Kahl und glatzköpfig steigen die karstigen Flanken der Berge aus dem wogenden Teppich der Steineichen-, Buchen- und Kastanienwälder.  Das gilt für die Monti Alburni im Norden des Cilento wie auch für das langgezogene Rückgrat des Monte Cervati, der mit 1.898 m der höchste Berg im Cilento wie auch von ganz Kampanien ist.  Pilgerwege führen zu einem Madonnenheiligtum nahe dem Gipfel, der Name „Madonna delle neve“ bezieht sich auch auf die Tatsache, dass dort oben im Winter einiges an Schnee fällt. Weitere Wanderwege ermöglichen Aufstiege und Überschreitungen. Es gibt auch eine Berghütte, das Rifugio Monte Cervati, die gelegentlich geöffnet ist – am Besten  Vienna, den Hüttenwart und Bergführer vorab per Mail kontaktieren.

Um dieses Gebiet um den Monte Cervati näher zu erkunden, fuhr ich nach dem Besuch der Galore-Schlucht im Valle dell’Angelo flussaufwärts und sah bald die Häuser von Laurino vor dem Massiv des Monte Motola (1.700 m) in der Nachmittagssonne glühen. Schliesslich erreichte ich Piaggine, wo auf der Karte eine kleine Straße nach Rofrano eingezeichnet ist, die direkt in das Herz dieser wilden Landschaft auf dem Dach des Cilento führt. In engen Kurven gewinnt die Straße zuerst rasch an Höhe und folgt dann einem Hochtal. Dort sind einige Bauernburschen beschäftigt, ihre auf der Straße lagernde Kuhherde einzufangen und wieder auf die Weide zu treiben.

Die Landschaft wird nun alpiner, durch dichte Kastanien- und Eichenwälder blicke ich hinaus auf die grasbewachsenen und distelübersäten Karsthänge. Ich geniesse die Ruhe und Abgeschiedenheit – oder sollte mir das nicht eher sorgen machen? Denn der Straßenzustand wird zunehmends schlechter, der Aspahlt reisst öfters auf, grobe Steine, Geröll und tiefe Schlaglöcher erfordern einen Schlingerkurs und zwingen nicht nur psychisch zur Entschleunigung. Bald ist der höchste Punkt der Straße auf ca. 1.000 m Höhe überwunden, der Wald lichtet sich vor mir erscheint das Hochtal Campolongo, in dem Rinder auf der saftigen Almweide stehen.

Weiter führt der Weg dem Tal nach Süden zum Bergdorf Rofrano hin und mit jedem Meter abwärts wird die Vegetation üppiger, bei einem Fotostop weht ein intensiver Duft zahlreiche Kräuter vom Straßenrand herüber. In der Ferne sind die Steilabbrüche des Monte Bulgheria zu sehen und dahinter bereits das Meer am Golf von Policastro zu erahnen.  Auch wenn ich (diesmal) nicht die Zeit hatte, das Gebiet ausgiebig zu Fuß zu erwarndern, so vermittelt diese Überfahrt doch einen faszinierenden Eindruck von dieser einzigartigen Landschaft.

Weitere Bilder in der Galerie Cilento

 

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  1. […] beeindruckende Aussicht über den Ort, dem dahinter steil aufragenden Monte Bulgheria und bis in die abgeschiedene Bergwelt des Cilento […]

  2. […] Masseta-Küste, den Golf von Policastro, das bergige Hinterland mit den Schluchten von Morigerati, dem Monte Cervati-Massiv, dem Monte Gelbison bis nach Norden zum Monte […]

  3. […] Panormo (1.742 m, auch Monte Alburno genannt) den zweithöchsten Gipfel des Cilento. Wie auch der Monte Cervati oder Monte Bulgheria zeigen die “weißen” Berge aus Karstgestein je nach Standort […]

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